Doch wenn es wirklich so klar wäre, dass ein frühes Anreiten ein Pferd auf Dauer schädigt bzw. das Risiko dadurch deutlich erhöht wird - warum wird es dann noch so unglaublich häufig praktiziert? Dahinter können doch nicht nur wirtschaftliche Interessen stehen...? Zumal bei einer eindeutigen Sachlage es ja auch schnell keine Abnehmer mehr für zu früh eingerittene Pferde geben würde. Sind alle, die ihre Pferde mit 3 Jahren einreiten, wirklich entweder zu gleichgültig oder zu ungeduldig oder nur auf schnellen Erfolg bzw. schnelles Geld aus?Da ich viel mit Kindern und auch Sport zu tun habe, liegen ein paar Parallelen nahe - u.a. stellt sich ein junger Körper viel besser auf neue Bewegungsabläufe ein und passt sich Belastungen schneller und viel besser an, als es bei Erwachsenen der Fall ist. Kinder/junge Menschen im Sport zu fördern ist absolut sinnvoll - das steht außer Frage.
Warum sollte es beim Pferd anders sein?
Und gibt es überhaupt eine "sichere Seite" - spielen dafür nicht viel zu viele Faktoren eine Rolle? Ist man wirklich auf der sicheren Seite, wenn man sein Pferd erst mit 5 Jahren einreitet? Konsequenterweise müsste man dann doch bis 6- oder 7-jährig warten, damit das Pferd dann wirklich ganz ausgewachsen ist, falls das abgeschlossene Wachstum bzw. die geschlossenen Wachstumsfugen als Hauptargument für das späte Einreiten zugrunde gelegt werden. Und macht das wirklich Sinn?
Gibt es nicht vielleicht auch ein "zu spät" beim Einreiten - bzw. das Verpassen von Chancen, die es dem Pferd einfacher gemacht hätten, seine Aufgabe als Reitpferd wahrzunehmen? Sei es physisch als auch psychisch?
Hier sind z.B. zwei interessante Links zu diesen Überlegungen:
junge-pferde-ausbilden
studien-wann-einreiten
Es gibt meiner Meinung nach nicht DEN richtigen Zeitpunkt zum Anreiten für alle Pferde, aber sehr wohl einen guten individuellen Zeitpunkt für das jeweilige Pferd.
Für Flash habe ich mir drei Meinungen eingeholt, bevor ich nun zu dem Entschluss gekommen bin, mit ihm jetzt schon anzufangen:
1. Meine frühere RL und selber auch Osteopathin meinte schon im Sommer zu mir, dass ich mich ruhig mal drausetzen könne, das sei kein Problem.
2. Mein Tierarzt meinte, er würde es vom Zahnwechsel abhängig machen: In der Regel sei es ein guter Zeitpunkt, zu starten, wenn der Zahnwechsel durch ist. (Flash ist bereits damit durch.)
3. Die Zahnärztin, die auch Chiropraktikerin ist: Das hängt von der jeweiligen körperlichen Entwicklung des Pferdes ab.
Bei Flash, der schon gut und weit entwickelt sei, habe sie überhaupt keine Bedenken.
Noch ein paar Überlegungen von mir:
Damit ein Pferd lange und gesund als Reitpferd genutzt werden kann, spielen so viele Faktoren eine Rolle, u.a. beginnen diese.im Vorfeld:
- ganz viel Bewegung als Fohlen/ Jungpferd
- sinnvolle und ausreichende Fütterung/ Versorgung mit Mineralien
- abwechslungsreiche Böden (auch mal Schotter und unbedingt auch mal harter(!) Boden) während der Wachstumsphase
- große Flächen/ Platz und viele Bewegungsanreize/ Spielgefährten, damit auch wirklich viel getobt/gespielt/gelaufen wird und die Lungen auch mal "durchgepustet" werden
- gute medizinische Versorgung (insbesondere auch eine sinnvolle und ausreichende Wurmkurgabe!)
- gute und regelmäßige Hufbearbeitung
- qualitativ wirklich gutes Raufutter (bzw. im Sommer Weide), am besten noch ad libitum
- gute und sinnvolle Vorbereitung am Boden, um das Pferd nicht nur physisch, sondern auch psychisch auf das Reiten optimal vorzubereiten
...
Mit dem eigentlichen Anreiten geht es dann weiter: Hier liegt das Hauptproblem denke ich darin, das Pferd zwar zu fördern/fordern, aber nicht zu überfordern. Das klingt so banal - aber ich stelle es mir keineswegs einfach vor, hier wirklich immer die Balance zu halten.
Ich freue mich sehr, dass es jetzt losgehen kann!
Einen Tag für den Start habe ich mir schon augesucht. ; )
Fortsetzung folgt! : D
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