Zirkuslektionen

Unsere Zirkuslektionen 

Eigentlich habe ich mit den Zirkuslektionen nur begonnen, um das Verbeugen zu trainieren - und damit Marouns Rücken aufzuwölben. Da mein Araber schon bevor ich ihn übernommen habe einen sehr empfindlichen Rücken hatte mit der Tendenz, ihn wegzudrücken, schien mir die Verbeugung als "gymnastische Gegenlektion" (ähnlich einem "Katzenbuckel") sehr geeignet.
Aber kaum hatte ich damit begonnen habe ich auch schon gemerkt, wieviel Spaß es bringt, sich näher mit der Thematik zu befassen :-)

Ich habe mir also diverse Bücher und DVDs gekauft, u.a. von Eva Wiemers, Nathalie Penquitt und Bea Borelle...und dann für mich entschieden, mich hauptsächlich an dem Buch von Eva Wiemers zu orientieren - allerdings OHNE Beinlonge und andere Hilfsmittel, sondern komplett frei - denn das finde ich fürs Pferd am fairsten - und das Risiko von Verletzungen wird dezimiert.

Zunächst habe ich die Futtererziehung konsequent aufgenommen bzw. weiter ausgebaut, denn ich wollte sehr gerne mit Leckerlis arbeiten, um dann über das Locken die gewünschen Bewegungsmuster zu erhalten. Ein Leckerli zur richtigen Zeit ist ein unglaublicher Motivator fürs Pferd!
Futtererziehung bedeutet für mich, dass das Pferd nur dann Leckerlis bekommt, wenn es
- nicht danach bettelt
- nicht in den Raum des Menschen hineindrängelt
- nur die Lippen und nicht die Zähne nimmt
- es dabei ruhig und abwartend stillsteht.
Das Pferd soll sich nicht die Leckerlis nehmen, sondern es bekommt sie gereicht - ein großer Unterschied!
Maroun fand und findet es immer noch supertoll, wenn er für gute Leistung ein Leckerli bekommt - es motiviert ihn sehr. Er weiß, wann er etwas besonders gut gemacht hat und brummelt dann schon in freudiger Erwartung ;-)

Begonnen habe ich mit dem Verbeugen, es folgte dann das Kompliment, das Knien, der Spanische Schritt, das Liegen, das Flachliegen, das Steigen, die Laufcourbette, das Sitzen und der Spanische Trab.

Hier kommen ein paar Bilder dazu:

Kompliment

Wichtig beim Kompliment ist, das die Wirbelsäule gerade ist, der Kopf vorne, das durchgestreckte Bein gerade und das Bein, auf dem es sich aufstützt, möglichst senkrecht ist. Damit das Pferd ins Kompliment überhaupt herunterkommen kann, muss man schon im Vorfeld darauf achten, dass die Hinterhand nach hinten ausgestellt ist, bevor man das Kommando gibt - dasselbe gilt übrigens auch für das Verbeugen.


Knien

Wenn das Pferd auf beiden Seiten sicher das Kompliment beherrscht, ist auch das Knien kein Problem. Ich habe Maroun einfach an beiden Beinen fast gleichzeitig die Hilfe für Kompliment gegeben - und er ist brav mit beiden Beinen eingeknickt und im Knien gelandet. Auch hier ist wichtig, dass das Pferd vorher hinten ausgestellt steht (sonst haben die Vorderbeine keinen Platz!) und die Wirbelsäule soll nach Möglichkeit gerade sein.


Liegen (aufrechtes Liegen)

Für das Liegen gilt: GEDULD! Es ist nicht leicht für das Fluchttier, sich auf Kommando abzulegen. Ich habe Maroun das Liegen über das Wälzen nach dem Abduschen im Sommer beigebracht - ihn also im Wälzen gestoppt und dann gleich ein Leckerli gegeben. Dabei habe ich mit der Gerte auf den Boden getippt und ein verbales Kommando gegeben ("Leg dich..."). Nach 3 Tagen hatte er verstanden, was ich von ihm wollte und hat sich gar nicht mehr gewälzt, sondern nach dem Ablegen auf seine Belohnung gewartet ;-) Alledings hat das Ablegen mehrere Minuten gedauert, weil Monsieur immer erst eine Weile rumgewandert ist, um ein geeignetes Plätzchen zum Ablegen zu finden...
Um das Ablegen auf Punkt zu erreichen, habe ich ihn dann nach ca. einem Jahr mal mit denselben Signalen, die er schon kannte, aus dem Knien heraus aufgefordert, sich hinzulegen - und er hat es sofort getan! Seitdem kann ich auf Punkt aus dem Knien das Liegen abrufen. :-)


Flachliegen

Das Flachliegen habe ich Maroun beigebracht, indem ich ihn vom aufrechten Liegen aus die Möhrchen schräg nach hinten zum Füttern hingehalten habe, so dass er sich - um anzukommen - etwas auf die Schulter fallen lassen musste.
Am Anfang ist er dann gleich hochgesprungen, inzwischen findet er es völlig normal.
Die Lektion hat sich dann nach und nach verselbstständigt: für Maroun bedeutet diese Position jetzt komplette Entspannung - er legt von sich aus nun sehr gerne seinen Kopf auf meinen Schoß. Dabei kommt es hin und wieder vor, dass er dabei einschläft - für mich sehr bewegende Momente!!


Steigen

Grundsätzlich ist beim Steigen wichtig, dass das Pferd VORHER sämtliche Lektionen zu Boden kennt und sowohl Pferd als auch Mensch die Basics in Horsemanship beherrschen. Das Steigen soll eine Lektion und kein Angriff sein ;-) Für Maroun ist es eine Lektion wie jede andere auch. Er hat das Steigen nie von sich aus angeboten, um in ihm die Idee dafür zu wecken, habe ich mit einer Galopp-Pirouette an der Hand begonnen - bzw. anders herum, ich hatte damit begonnen und dabei festgestellt, dass es einen Moment dabei gibt, in dem Maroun mit beiden Vorderbeinen in der Luft ist. Diesen Moment habe ich systematisch weiter ausgebaut. Damit die Vorderbeine nach oben kommen, gebe ich während Maroun steigt in der Luft die Hilfe für den Spanischen Schritt.


Laufcourbette

Nachdem Maroun steigen konnte, habe ich versucht, ihn dabei auf mich zu zu locken - jeder auch noch so kleine Schritt in meine Richtung wurde überschwänglich gelobt. Jetzt kann er schon 12 und tw. auch mehr Schritte auf den Hinterbeinen gehen...Ein wahrer Kraftakt!


Sitzen 

Maroun das Sitzen beizubringen hat bei uns laaaange gedauert - weil Maroun in seinem natürlichen Bewegungsablauf (übrigens auch immer noch) nach dem Wälzen sofort aufspringt. Ich musste ihm erst beibringen, die Vorderbeine nacheinander vorne aufzustützen und ihn dann Schritt für Schritt aus der noch liegenden Position nach oben füttern. Für das korrekte (gesunde) Sitzen macht es Sinn, wenn das Pferd beim Hochkommen aus dem Liegen eine viertel Drehung macht, um so die Vorderbeine gerade vor den Hinterbeinen platzieren zu können. Dann ist der Rücken gerade. Das hat mein Pferdchen schnell rausbekommen und dabei auch gemerkt, wie gut sich das für ihn anfühlt - das Sitzen ist nun eine unserer Lieblingslektionen!
Daher habe ich mit dem Sitzen etwas herumexperimentiert:

Sitzen - ich sitze vorne..

                                                              Sitzen - ich sitze hinten...


Sitzen und winken...

Das Winken ergibt sich aus dem Sitzen in Kombination mit der Hilfe für den Spanischen Schritt.


 Spanischer Schritt

Der Spanische Schritt sieht imposant aus und bringt viel Spaß! Das Anheben eines Vorderbeines lernen die Pferde in der Regel relativ schnell - aber damit ist der Spanische Schritt noch nicht fertig: Besonders wichtig ist dabei nämlich, darauf zu achten, dass im Schritt auch die Hinterbeine mitkommen - sonst wird das Pferd immer länger und stolpert mehr, als dass es schreitet... Daher macht es für den Anfang (nachdem das Pferd das Anheben eines Beines auf ein Zeichen hin beherrscht) Sinn, im Schritt immer nur ab und zu mal das Anheben eines Beines zu fordern (Polka) und anschließend gleich "normal" weiterzugehen - das wechselseitige Anheben beider Vorderbeine kommt eher zum Schluss.

Spanischer Trab

 Aus dem Spanischen Schritt lässt sich der Spanische Trab entwickeln. Auch hier finde ich es ratsam, auch auf die Hinterbeine zu achten und ggs. lieber auf eine zu hohe Aktion vorne zu verzichten. Eine sehr hohe Aktion vorne bringt nämlich schnell auch einen weggedrückten Rücken sowie eine schleppende Hinterhand mit sich. Mit einer "light-Version" des Spanischen Trabs lässt sich m.M. nach auch eine Trabverstärkung verbessern. Auf dem oberen Bild tritt die Hinterhand schön aktiv mit, auf dem unteren Bild ist Maroun etwas zu eng und die Hinterbeine kommen (deshalb) auch nicht ganz so gut mit.

5 Kommentare:

  1. Wow, danke! Eine super Inspiration für mich !!!

    AntwortenLöschen
  2. Wow,Maroun kann so viele Tricks! Mein Pflegepony (Islandponystute Drifa/wird dieses Jahr 26)kann nichteinmal alleine still stehen während ich die Steigbügel einstelle oder die Aufsteighilfe neben sie hinstelle !

    AntwortenLöschen
  3. Hallo:) ich verfolge deinen Blog schon langem und bin mittlerweile auch stolze Araber-Besitzerin. Du bist mir ein grosses Vorbild!!! Leider hat mein Pferd leichte Kissing Spines und somit einen ziemlich empfindlichen Rücken. Bisher habe ich deshalb nicht gewagt, ihr das Kompliment beizubringen, weil ich dachte, dass der Rücken dann eher weggedrückt wird. Aber du schreibst ja, dass es genau anders ist? Wird der Rücken wirklich aufgewölbt?
    Die Bergziege machen wir immer nach dem Training zum Dehnen vom Rücken & zum Spass;-)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo, freut mich dass du meinem Blog schon lange folgst! Und herzlichen Glückwunsch zu deinem Arab! : ) Meine absolute Lieblingslektion, um den Rücken aufzuwölben, ist die Verbeugung. Bei der Bergziege habe ich ein bisschen Sorge, dass die Hufrolle evtl. zu stark belastet werden könnte - deshalb ziehe ich die Verbeugung vor.

      Löschen

Besucher : )