Meine gebisslosen Zäumungen...und meine Einschätzungen dazu

Hier sind einige meiner Zäumungen, mit denen ich reite - sowie meine ganz persönliche Meinung dazu.

Im Prinzip kann man natürlich auch mit einem Stallhalfter oder Knotenhalfter reiten, aber die lassen sich erfahrungsgemäß nicht so gut an den Pferdekopf anpassen bzw. verrutschen relativ schnell, so dass eine differenziertere Hilfengebung erschwert wird.
Sidepulls finde ich hingegen völlig ok, sofern das Nasenstück nicht zu hart oder dünn ist.

Zäumungen wie das Bitless Bridle, mit denen man das Pferdemaul ja quasi stufenlos zuschnüren kann, scheiden für mich als nicht pferdefreundlich genug aus.

Hier sind 5 meiner Zäumungen zu sehen  (auf einem seeehr müden Maroun, der eigentlich gerade in der Sonne dösen wollte):
1) Wanderreittrense von Solibel:
+ lässt sich gut ans Pferd anpassen
+ ist schön weich und komfortabel fürs Pferd
+ wirkt nahezu ausschließlich auf die Pferdenase
- keine Extraringe für die Zügel
- keine getrennte Zügelhilfe (r/l) möglich, ohne dass der Nasenriemen verrutscht

2) Contour-Zaum von Barefoot:
+ lässt sich sehr gut ans Pferd anpassen
+ ist schön weich und komfortabel fürs Pferd
+ wirkt nahezu ausschließlich auf die Pferdenase
+ Extra-Ringe für die Zügel
- keine getrennte Zügelhilfe (r/l) möglich, ohne dass der Nasenriemen verrutscht

3) Blümchen von Groskorth mit selbstgebautem Biothane-Reithalfter:
+ Maßanfertigung, passt daher sehr gut
+ Getrennnte Zügelhilfe (r/l) möglich, daher auch feinere/eindeutigere Hilfengebung möglich
+ kann mit leichtem oder auch ohne Hebel verschnallt werden (Zügel hinter bzw. vor dem      Kinnriemen im Blümchen einschnallen)
- kann fürs Pferd unangenehm werden =>
!!! Bitte den Nasenriemen LOSE verschnallen, so dass das Pferd 1. gut kauen kann und 2. der Hebel nicht sofort bei jeder kleinsten Zügeleinwirkung zum Einsatz kommt!!!

4) Blümchen mit Hebel, Kopfstück von Groskorth, Nasenriemen von Branderup:
+ Zäumung von Groskorth mit extra Ganaschenriemen, damit das Backenstück nicht zu nah ans Auge kommen kann (wie beim Kappzaum)
+ Nasenriemen von Branderup für eine Kombination Reiten / Handarbeit
+ kleiner Hebel: Ermöglicht auch bei höherer/normaler Handhaltung beim Reiten eine Einwirkung auf die Nase, leichter Druck auch auf das Genick, getrennte Zügelhilfe (r/l) möglich
- kann fürs Pferd unangenehm werden =>
!!! Bitte den Nasenriemen LOSE verschnallen, so dass das Pferd 1. gut kauen kann und 2. der Hebel nicht sofort bei jeder kleinsten Zügeleinwirkung zum Einsatz kommt!!!

5) Räder bzw. Kopie LG-Zaum mit Barock-Zäumung und Nasenriemen von Groskorth:
+ passt sehr gut, Nasenriemen ist weich abgepolstert
+ Getrennnte Zügelhilfe (r/l) möglich, daher auch feinere/eindeutigere Hilfengebung möglich
+ kann mit leichtem oder auch ohne Hebel verschnallt werden (Zügel hinter bzw. vor dem      Kinnriemen im Blümchen einschnallen)
- kann fürs Pferd unangenehm werden =>
!!! Bitte den Nasenriemen LOSE verschnallen, so dass das Pferd 1. gut kauen kann und 2. der Hebel nicht sofort bei jeder kleinsten Zügeleinwirkung zum Einsatz kommt!!!

Zäumungen 1 + 2 sind zwar nicht so präzise einsetzbar, dafür aber auf jeden Fall fürs Pferd komfortabel - ich finde sie daher für den Einstieg, für Kinder oder aber auch fürs Springen sehr gut geeignet.

Zäumungen 3 -5 sind präziser, u.U. aber nicht so angenehm fürs Pferd. Daher ist hierbei - wie bei allen gebisslosen Zäumungen mit Hebelwirkung - auch etwas Nachdenken erforderlich:

- Bitte IMMER einen GEPOLSTERTEN NASEN- UND KINNRIEMEN verwenden! Je größer der Hebel, um so wichtiger ist die Polsterung. Eine KINNKETTE scheidet für mich komplett aus, da nicht pferdefreundlich - denn warum wohl gibt es Kinnketten?? Wohl kaum, damit es sich fürs Pferd gemütlich anfühlt - sondern damit bei enger Einstellung des Nasenriemens zusätzlich unangenehmer/schmerzhafter Druck auf die Kinngrube ausgeübt wird. 
Menschen können so unfair sein.......

- Bitte IMMER den NASENRIEMEN LOCKER VERSCHNALLEN - je größer der Hebel bei den gebisslosen Zäumungen, um so wichtiger ist die eher lose Verschnallung, damit die Zäumung pferdefreundlich bleibt. Denn nur dann gibt es noch einen Spielraum für eine Einwirkung ohne Hebel und nur dann bleibt die Kinngrube druckfrei.

Beim Anpassen an den Pferdekopf darauf achten, dass
  • ca. 4 Finger Platz zwischen dem Nasenriemen und den Nüstern ist - der Nasenriemen soll auf dem harten Nasenbein aufliegen und darf auf keinen Fall die Atmung beeinträchtigen
  • zwischen dem Naseriemen und dem Jochbein noch Platz für ca. 2 Finger ist - der Nasenriemen soll auch bei Zügelanzug nicht an den Knochen kommen können
  • das Backenstück auf keinen Fall ans Auge rutschen kann, ggs. einen zusätzlichen Riemen wie beim Kappzaum verwenden/anbringen (z.B. mit Chicago-Schrauben)
  • der Stirnriemen nicht zu eng ist - gerade bei den Zäumungen mit Hebel soll der Druck im Genick nicht dazu führen, dass das Genickstück gegen die Ohren gedrückt wird.
Was mir noch ein Anliegen ist: Damit das Pferd möglichst fein auf die gebisslosen Zügelhilfen reagiert, müssen ihm die Hilfen vorher präzise und mit viel Lob erklärt werden. Das Timing ist dafür ganz besonders wichtig - jeder noch so kleine richtige Ansatz sollte sofort belohnt werden!
Wenn man mit soften Zäumungen reitet, ist man vermehrt auf die freiwillige Mitarbeit seines Pferdes angewiesen - das erfordert teilweise ein Umdenken sowohl für den 2- als auch den 4-Beiner.

Aber es lohnt sich m.M. nach für beide! : ))



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