Parelli/NHS - meine Gedanken dazu...

Bis zum Kauf von Maroun im Jahr 2006 hatte ich von Parelli/NHS noch nie etwas gehört...
...und vom ersten Eindruck her war ich gar ich nicht angetan davon, denn diejenigen, die ich zufällig kennenlernte und die nach Parelli "gespielt" haben, fand ich teilweise viel zu grob zu ihrem Pferd. Und mir wurde gesagt, man dürfe/solle keine Leckerlis füttern - das war für mich ein k.o.-Kriterium.

Aber bei näherem Hinsehen (und dem Kennenlernen von auch ganz soften Parellianerinnen, die wirklich sehr sanft und vorsichtig mit ihren Pferden umgegangen sind) habe ich mir überlegt, dass man als Pferdebesitzerin ja auch selber entscheiden kann, wieviel Druck man auf sein Pferd ausüben möchte - und ob man Leckerlis füttert oder nicht ; )
Also habe ich mir das Parelli-Knotenhalfter und Rope bestellt (und als erstes den viel zu schweren und klobigen Karabiner (Bullsnap) abgeschnitten ; ) und mit den Basics begonnen. Mit den Basics zu beginnen bedeutet, dass in erster Linie nicht das Pferd etwas lernt, sondern der Mensch : )

Inzwischen bin ich überzeugt davon, dass NHS, sanft und pferdefreundlich praktiziert, eine wundervolle Basis für ALLES ist - hier werden die Grundlagen für die weitere Zusammenarbeit mit dem Partner Pferd gelegt.
Die 7 Spiele von Parelli gehören für mich quasi zur "ersten Grundausstattung" für die Pferd-Mensch-Beziehung dazu : )
Ziel der Spiele ist es, eine gute Pferd-Mensch-Beziehung aufzubauen, indem eine gemeinsame Kommunikationsbasis geschaffen wird. Es handelt sich dabei nicht um Spiele im menschliche Sinne, sondern die Ideen für diese Übungen wurden den Rangordnungsspielen der Pferde untereinander entnommen.

2007 habe ich an einem Parelli-Kurs (Level 2) von Silke Vallentin mit Maroun aktiv teilgenommen und danach noch bei ein paar Kursen als Zuschauerin. Es ist immer wieder interessant, unterschiedliche Pferd-Mensch-Paare zu erleben - aber das "Level-Denken" ist nicht meins und m.M. nach auch häufig für die Beziehung zwischen 2- und 4-Beinern eher hinderlich statt förderlich. So ist mir z.B. aufgefallen, dass bei einigen ParellianerInnen der eigentliche Sinn der Spiele, eine harmonischere Pferd-Mensch-Beziehung zu erreichen, verloren gegangen ist: Es ging/geht ihnen in erster Linie darum, bestimmte Levels zu erreichen bzw. abzuschließen und zu diesem Zweck werden die dafür benötigten Übungen geübt - anstatt die Übungen gezielt auf die jeweilige Beziehung abzustimmen und das Pferd-Mensch-Verhältnis zu verbessern. Je ehrgeiziger der Mensch dabei ist, desto kontraproduktiver sind die Spiele - das ist zumindest mein Eindruck.

Mir geht es überhaupt nicht um das Erreichen von irgendwelchen Levels - sondern nur um die Basis (in der, wie schon erwähnt, in erster Linie der Mensch etwas lernt). Was man daraus macht, bleibt jedem selbst überlassen. Für mich waren und sind es die Grundlagen für die Freiheitsdressur, die ich wiederum mit zirzensischen Lektionen kombiniere ;-)

Hier sind die 7 "Spiele" einmal kurz zusammengefasst:

Spiel Nr. 1: Friendly Game (Freundlichkeitsspiel)
In diesem Spiel machst du dein Pferd mit der Umgebung, mit dir und deinen Werkzeugen vertraut und beweist ihm so, dass es nichts zu befürchten hat und dir vertrauen kann.

Spiel Nr. 2: Porcupine Game (Stachelschweinspiel)

In diesem Spiel lehrst du deinem Pferd vor physischem Druck zu weichen. Und zwar in alle möglichen Richtungen: Zurück und vorwärts, nach links und nach rechts, nach oben und nach unten.

Spiel Nr. 3: Driving Game (Bewegungsspiel)

In diesem Spiel lehrst du deinem Pferd, vor rythmischem Druck zu weichen. Mit der Vor- und Hinterhand, rückwärts und vorwärts.

Spiel Nr. 4: Yo-Yo Game (Yo-Yo Spiel)

Dieses Spiel lehrt deinem Pferd auf geraden Linien rück- und vorwärts zu gehen, ohne dass du deine Füsse dafür bewegen musst.

Spiel Nr. 5: Circling Game (Kreiselspiel)

Dieses Spiel kommt dem herkömmlichen Longieren am nächsten. Der grosse Unterschied besteht jedoch darin, dass das Pferd selbstständig auf dem Kreis geht, ohne die Gangart oder Richtung zu wechseln und ohne, dass du es ständig antreiben musst.

Spiel Nr. 6: Sideways Game (Seitwärtsspiel)

In diesem Spiel lehrst du deinem Pferd selbstständig seitwärts zu gehen. Zuerst einem Zaun entlang, später ohne Begrenzung und auch in höheren Gangarten.

Spiel Nr. 7: Squeeze Game (Engpassspiel)

In diesem Spiel lehrst du deinem Pferd selbstständig, ruhig und vertrauensvoll durch einen Engpass zu gehen. Ein Engpass kann z.B. der Platz zwischen dir und dem Zaun sein. Aber auch der Hänger, der Waschplatz, die Boxe oder ein Sprung sind Engpässe.

Quelle: http://www.parelli-instruktoren.com/sites/auf_einen_blick/die_7_spiele.html

Spiel Nr. 5 finde ich für das Pferd nicht so günstig - hier sehe ich oft Pferde, die zwar brav "kreiseln", aber gymnastisch wenig wertvoll - daher longiere ich lieber (nach dem Longenkurs von Tanja Konnerth und Babette Teschen) und achte dabei auf eine korrekte Stellung und Biegung, auf eine angehobene innere Schulter, auf spuriges Laufen, auf eine aktive Hinterhand,... Dafür drehe ich mich dann natürlich auch mit... ; )

Der Reitstil nach Parelli liegt mir nicht so - beim Reiten orientiere ich mich an der klassischen Reitweise (wenn auch gebisslos) ... Wobei es auch hierbei, wie nahezu überall, Überschneidungen gibt. ; )

3 Kommentare:

  1. "Und mir wurde gesagt, man dürfe/solle keine Leckerlis füttern ... "

    Debora, diese Ansicht verbreitete sich sicherlich aufgrund einer falschen Übersetzung eines Satzes in Parellis Buch durch Ulrike und Birger Giesekes. Es ist also die Meinung der Giesekes und nicht Parellis.

    Parelli schreibt: "There are many ways that a human can cause a horse to want to be around him. One way is to provide many of the little niceties of life, such as grain, carrots, sugar and a good scraching. Often you´ll get advice not to give the horse these treats for fear you might spoil him. I suggest there are ways you can learn to provide these nice things, yet still get the horse´s respect through your relationship with him."

    Daraus machen die Giesekes folgendes:
    "Es gibt viele Wege für uns Menschen, wie wir ein Pferd motivieren können, gern bei uns zu bleiben. Ein beliebter Weg ist es, für viele kleine Nettigkeiten zu sorgen, wie Leckerwürfel, Möhren, Zückerchen und viel Knuddeln. Dann wird man oft ermahnt, dies nicht zu tun, weil zu befürchten sei, dass man das Pferd verwöhnt. Nun, ich bin sicher, dass wir Wege finden, wie wir auf diese "netten Dinge" verzichten und dennoch den Respekt des Pferdes gewinnen können - durch unser Verhältnis zum Pferd."

    Grüsse aus Argentinien
    Norbert

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    1. Hallo Norbert,
      danke für deinen Kommentar! : )
      Liebe Grüße von Deutschland nach Argentinien,
      Debbie

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  2. Hallo :) Habe mir gerade deinen Blog durchgelesen und der ist echt super. Habe momentan eine Rb seit drei Jahren und reite gebisslos, mache NHS und so weiter.. Hätte ich noch meine alte RB wäre ich gar nicht auf soetwas gekommen, hätte eingfach geritten, ohne eigentlich zu wissen, was ich reite...Deine BEiträge haben mir noch mal verdeutlicht, wie wichtig es ist die Meinung des Pferdes zu hören und nicht auf die Menschen

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